Sich für die VWA motivieren? Wie? Wozu?

Möglicherweise kann die folgende Erfolgsgeschichte motivierend wirken:

Julian Prötsch, ein Alumnus unserer Schule, hat im vergangenen Schuljahr mit seiner VWA nicht nur den Dr.-Hans-Riegel-Fachpreis gewonnen, sondern wurde für seine Arbeit von der Hans Riegel-Stiftung auch noch mit einem einwöchigen Aufenthalt im LHC-Teilchenbeschleuniger-Komplex (CERN) belohnt!

Ich hatte die einzigartige Gelegenheit, vom 28. Jänner bis 1. Februar 2018 an einem Seminar der Dr. Hans Riegel-Stiftung am CERN teilzunehmen. Einmal ans CERN. Der Traum eines jeden Physikbegeisterten wurde für mich wahr! Vor allem nachdem ich mich im Rahmen meiner Vorwissenschaftlichen Arbeit („Teilchenbeschleuniger vs. Krebs“) sehr stark mit Teilchenbeschleunigern auseinandergesetzt habe, war es eine wahnsinns Erfahrung, den größten Teilchenbeschleuniger der Welt live zu erleben. Da dieser momentan nicht im Betrieb war, ergab sich für uns die Möglichkeit, Orte zu besuchen, die während des Betriebes für Besucher nicht zugänglich sind, zum Beispiel den ATLAS-Detektor, in dem Teilchenkollisionen aufgezeichnet werden.

Unser Programm war sehr abwechslungsreich. Vormittags hörten wir Vorträge über Detektorphysik, Beschleunigerphysik und Antimaterie von Koryphäen auf ihrem Gebiet. An den Nachmittagen folgten dann die Anschauungsbeispiele in der Praxis. Unter anderem besichtigten wir den ältesten Teilchenbeschleuniger am CERN (das Synchrozyklotron), den Low Energy Ion Ring, der zur Beschleunigung von Blei-Ionen verwendet wird, den Antiproton Decelerator, die Magnettesthalle und das Data-Centre, in dem die Daten der Teilchenkollisionen gespeichert werden. Die Datenmengen von denen wir hier sprechen sind enorm: pro Teilchenkollision fällt ein Terabyte pro Sekunde an Daten an! Einmal durften wir im Rahmen eines Workshops auch Daten von solchen Teilchenkollisionen auswerten.

Aber das Highlight war eindeutig die Besichtigung des ATLAS-Detektors. Der Eindruck lässt sich schwer beschreiben, da es so irrational ist. Der Durchmesser der Beschleunigerröhre des LHCs (Large Hadron Collider) beträgt wenige Zentimeter, jener des Detektors sagenhafte 25 Meter!

Das Hauptgelände der Europäischen Organisation für Kernforschung (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire) befindet sich direkt im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Frankreich. Man wusste nie genau, ob man jetzt in der Schweiz oder in Frankreich war. Gemerkt hat man es dann am Handyempfang und den Roaming-Gebühren 😉

Unser Hotel, ungefähr zehn Gehminuten entfernt, war zum Beispiel in Frankreich. Gut so, denn Frankreich ist deutlich billiger als die Schweiz!

In meiner Vorstellung habe ich immer geglaubt, dass es sich beim CERN um einen hochmodernen Gebäudekomplex handelt. Das Gegenteil ist der Fall. Der Zustand der Bauten lässt schnell darauf schließen, wo das ganze Geld hinfließt: in die Forschung und die teuren „Spielzeuge“. Da bleibt nur wenig für die Instandhaltung der Gebäude über. Auch wenn es schwierig ist, sich auf dem weitläufigen Gelände zurechtzufinden, besteht immer eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, einem Nobelpreisträger über den Weg zu laufen.

Auch das Sightseeing kam nicht zu kurz. Im Rahmen einer Schnitzeljagd erkundeten wir Genf. Die wunderschöne Altstadt, der bekannte „Jet d’Eau“ im Genfersee oder das „Palais des Nations“, der europäische Sitz der UNO, sind nur ein paar der Sehenswürdigkeiten, die wir zu Fuß, mit der Straßenbahn oder mit dem Wassertaxi erreichten. Das Ziel der Schnitzeljagd war ein Restaurant, in dem es original Schweizer Käsefondue für uns gab.

Alles in allem war es eine unglaublich interessante Woche voller spannender Einblicke in die Welt der Teilchen- und Beschleunigerphysik. Alle Vortragenden waren so begeistert von ihren Themen, dass es ihnen leichtgefallen ist, diese Begeisterung an uns weiterzugeben. Der Austausch mit den anderen Teilnehmern war ebenfalls hochinteressant, da uns alle das Interesse für Naturwissenschaften und im Speziellen Physik verband. So herrschten oft sehr anregende Diskussionen über die unterschiedlichsten Themen!

Durch das Seminar verpasste ich zwar zwei Prüfungen auf der Uni, aber die Erfahrungen die ich gesammelt und die Freundschaften die ich geschlossen habe sind um einiges wertvoller!

Julian Prötsch

Fotos: Julian Prötsch und Dr. Hans Riegel Stiftung