Wirbelstürme vs. Waschbecken

In dem Video unten siehst du den Wirbelsturm „Ophelia“, der nach Europa zieht. Im Zentrum des Sturms befindet sich ein Tiefdruckgebiet. Die Luftmassen aus der Umgebung strömen dorthin, um den Druckunterschied auszugleichen. Aus dem Norden strömenden Luftmassen etwa kommen aus einer Region, in der die Bahngeschwindigkeit der Erde kleiner ist. Die Luftmassen „nehmen“ diese Geschwindigkeitskomponente auf ihre Reise mit (Trägheit). Wenn sie nun nach Süden strömen, werden sie von der sich darunter drehenden Erde überholt. Es schaut so aus als würden die Luftmassen nach Westen abgelenkt. Der Effekt lässt sich also mit der Trägheit und einem daraus resultierenden Überholmanöver erklären. Auf der Südhalbkugel ist es genau umgekehrt. Das ist auch der Grund dafür, dass Tiefdruckgebiete (zu denen auch die Wirbelstürme zählen) auf der Nordhalbkugel gegen und auf der Südhalbkugel im Uhrzeigersinn rotieren. Ab und zu spricht man in diesem Zusammenhang auch von der Corioliskraft, einer Scheinkraft, die für die Ablenkung verantwortlich ist. Noch Unklarheiten? Dann frag einfach deinen PH-Prof!

Was für großräumige Phänomene wie Winde oder Meeresströmungen gilt, gilt auf gar keinen Fall für das Waschbecken, für die Toilette oder für Tornados. Warum? Weil hier einfach keine nennenswerte Bahngeschwindigkeitsunterschiede zustande kommen, die für die Ablenkung und infolgedessen für die „Strudelbildung“ verantwortlich sind. Warum bilden sich bei dir zuhause beim Abfließen des Wassers Strudel in der Badewanne oder im Waschbecken? Tja, daran ist zum Teil der Installateur schuld und du selbst, wenn du im Wasser Strömungen hervorgerufen hast.

Schon mal in Ecuador (ja, das Land liegt am Äquator) gewesen? Dort werden (naive) Touristen veräppelt, indem ihnen die Wirkung der sogenannten Corioliskraft mit Hilfe eines Waschbeckens „präsentiert“ wird.  Schau genau hin:

Du bist reingefallen? Es muss doch stimmen?! Leider… Zu Beginn steht das Waschbecken auf dem Äquator. Dort befindet sich das Wasser bereits im Waschbecken. Die Frau entfernt den Stöpsel und das Wasser fließt heraus ohne einen Strudel zu bilden. Selbst hier würde sich ein Strudel bilden, nur hat das Wasser einfach zu wenig Zeit dafür. Die Drehrichtung des Strudels wäre dabei (fast) zufällig und würde von Faktoren wie etwa der Ausrichtung des Waschbeckens abhängen. Dann geht die Frau mit dem Waschbecken mal auf die Nord- mal auf die Südhalbkugel. Sieh genau hin, wie sie das Wasser eingießt. Jetzt alles klar? Ein billiger Trick. Mit Unwissenheit lässt sich halt Kohle machen.